Presseinformation 1. IGiB-Konferenz

Praxis mit dem gewissen Extra

Thema: Arztentlastende Versorgungsstrukturen im Vergleich (Deutschland)

Wann: 22.03.2013
Wo: Berlin – Hotel Maritim proArte Hotel

Einsatz arztentlastender Fachkräfte – IGiB lud zur ersten bundesweiten Konferenz

Auf der ersten bundesweiten Fachkonferenz der Arbeitsgemeinschaft „Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg (IGiB)“ drehte sich am heutigen Dienstag alles um die Frage, wie speziell qualifizierte, arztentlastende medizinische Fachkräfte optimal zur Verbesserung der medizinischen Versorgung eingesetzt werden können. Die Veranstalter – die IGiB-Partner Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB), AOK Nordost und Barmer GEK – wollten mit dieser Konferenz den Referenten und interessierten Besuchern aus der ganzen Bundesrepublik eine Plattform für den Erfahrungsaustausch bieten. Dabei ging es auch darum, eine gemeinsame Weiterentwicklung der bestehenden Modelle zu erörtern. Am Ende des Weges sollte ein zukunftsfähiges Modell mit einheitlicher Grundqualifikation und Tätigkeitsprofilierung zur Entlastung der Haus- und Fachärzte stehen.

Sie heißen AGnES, EVA, HELVER, MoNI, Mopra oder VERAH – je nachdem, in welchem Bundesland sie zum Einsatz kommen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sollen den Arzt entlasten, damit dieser mehr Zeit für seine eigentlichen ärztlichen Tätigkeiten hat. Nach dem Vorbild der „Gemeindeschwester Agnes“ aus der gleichnamigen Fernsehserie machen sie vor allem in ländlichen Gegenden Hausbesuche bei Patienten und übernehmen dort medizinische Leistungen, die nicht unbedingt ein Arzt ausführen muss, zum Beispiel Blutentnahme und Blutdruckmessung.

Nach Ansicht der IGiB-Partner war damit jedoch das Potenzial einer arztentlastenden medizinischen Fachkraft noch längst nicht erschöpft. Deshalb haben sie in Brandenburg die „Gemeindeschwester AGnES“ zur „Fallmanagerin agnes zwei“ weiterentwickelt, die den Arzt auch von bürokratischen und weiteren Aufgaben entlasten kann.

„58 Frauen und ein Mann sind mittlerweile als ‚agnes zwei‘-Fachkräfte in ganz Brandenburg unterwegs. Wir freuen uns, dass dieses Projekt in unseren Arztpraxen so gut aufgenommen und umgesetzt wird“, betonte Dr. Hans-Joachim Helming. Vorstandsvorsitzender der KVBB. „ Aus Brandenburger Sicht können wir unsere ‚agnes zwei‘ als Erfolgsmodell verbuchen“. Seit 2011 sind die speziell geschulten Fallmanager in der Mark aktiv. Zuerst im Rahmen eines Modellprojektes; seit April 2012 flächendeckend, allerdings nur bislang für Versicherte von AOK Nordost, BARMER GEK und Techniker Krankenkasse. Das Vorgängermodell AGnES sei für Brandenburger Verhältnisse nur bedingt geeignet gewesen und enthalte auch zu viele Restriktionen beim Einsatz. Beispielsweise darf AGnES nur in ärztlich unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Gebieten unterwegs sein – und das auch nur für eine hausärztliche Praxis. „Das war für uns unzureichend.“

Die Lösung: „agnes zwei“. „Sie setzt dort an, wo für AGnES Schluss ist“, sagt Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost. So unterliegt ihr Einsatz keiner bedarfsplanerischen Beschränkung. Sie kann sowohl für einen Hausarzt als auch für einen Facharzt arbeiten. Das muss auch keine Einzelpraxis sein. So sind etliche „agnes zwei“-Fachkräfte für Medizinische Versorgungszentren, Ärztehäuser, ein Ärztenetz oder KV-Eigeneinrichtungen unterwegs.

Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit steht das Fallmanagement für besonders betreuungsintensive chronisch kranke und ältere Patienten über einen bestimmten Zeitraum, stets in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt. „ ‚agnes zwei‘ ist für unsere Versicherten quasi ein Lotse, der sie durch die unterschiedlichen Bereiche unseres Gesundheitssystems navigiert“, so Frank Michalak. Ihr oblägen vor allem koordinierende Tätigkeiten wie die Vermittlung von Terminen bei anderen Ärzten, Absprachen mit Pflegepersonal oder Physiotherapeuten, Hilfestellungen beim Ausfüllen von Anträgen und anderes mehr.

Der Einsatz einer „agnes zwei“-Fachkraft werde extrabudgetär mit einer besonderen Fallpauschale vergütet, erläuterte der Vize-Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker. Diese könne bis zu dreimal pro Quartal abgerechnet werden. Eine Investition, die sich aus seiner Sicht durchaus lohnt. Angesichts einer älter werdenden Bevölkerung brauche gerade ein Flächenland wie Brandenburg neue Ansätze in der medizinischen Versorgung. „Als Fallmanagerin ist ‚agnes zwei‘ nicht nur eine Hilfe für die Patienten, sondern entlastet auch die märkischen Ärzte.“ Ziel müsse es sein, zukunftsweisende Modelle für ein neues Miteinander von Ärzten und medizinischen Fachberufen zu finden. „Arzt und ‚agnes zwei‘, wir brauchen beide.“

22.10.2013

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